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Der Weg zur Farbfotografie und zum Film – Teil 2

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Ein Foto ist heute mit einem einzigen Klick auf dem Smartphone gemacht – einfacher und schneller, als je zuvor. Doch hinter dieser scheinbaren Leichtigkeit steckt eine jahrhundertelange Geschichte voller Experimente und bahnbrechender Innovationen. Nachdem wir uns bereits mit den Ursprüngen der Fotografie und den ersten Verfahren der Fotografie beschäftigt haben, richten wir in diesem Blogbeitrag den Fokus auf die spannende Entwicklung der Farbfotografie. Wie gelang es, die Welt nicht nur in Schwarz-Weiß, sondern auch in lebendigen Farben festzuhalten? Welche Techniken und Verfahren haben dies ermöglicht? Darüber hinaus werfen wir in diesem Blogbeitrag auch einen Blick darauf, wie der Durchbruch zum Film gelungen ist.


Titelbild Meilensteine der Fotografiegeschichte mit dem Text "Die frühen Verfahren der Fotografie"

©stefanocarocci, Man taking photo with old camera, adobestock



Die erste Farbfotografie


Im Jahr 1861 führte der Physiker James Clerk Maxwell ein Experiment durch, das ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung der Farbfotografie ist. Ziel des Versuchs war es, seine Theorie der additiven Farbmischung zu belegen. Diese besagt, dass sich alle Farben des Spektrums durch die gezielte Kombination der drei Grundfarben Rot, Grün und Blau mithilfe von Licht erzeugen lassen.



 © nickolae, James Clerk Maxwell, adobesock


Das Experiment: Ein schottisches Tartanband im Fokus

Für seine Demonstration wählte Maxwell ein schottisches Tartanband als Motiv. Der Fotograf Thomas Sutton setzte Maxwells Idee um, indem er das Band dreimal fotografierte – einmal durch einen roten, einmal durch einen grünen und einmal durch einen blauen Farbfilter. Diese Schwarz-Weiß-Fotografien, die die Lichtintensität der jeweiligen Farbkanäle festhielten, wurden anschließend mit den entsprechenden Farbfiltern übereinander gelagert und fotografiert. So entstand das erste Farbfoto der Welt.


Die Bedeutung für die Fotografie

Mit seiner Demonstration der additiven Farbmischung legte Maxwell die theoretische Grundlage für die spätere Entstehung der Farbfotografie. Obwohl die praktische Anwendung seiner Erkenntnisse zu seiner Zeit technisch noch nicht möglich war, bleibt seine Arbeit ein entscheidender Meilenstein und inspirierte spätere Entwicklungen, wie die von Luis Ducos du Hauron.



Louis Ducos du Hauron

„der Vater der Farbfotografie“


Louis Ducos du Hauron, Pianist und passionierter Optiker, gilt als einer der bedeutendsten Wegbereiter der Farbfotografie. Seine Arbeiten zur additiven und subtraktiven Farbmischung waren wegweisend für die Farbfotografie und später auch für die Farbdrucktechnik.


Das Melanochromoskop

1874 meldete Ducos du Hauron das Melanochromoskop zum Patent an. Diese Kamera arbeitete mit halbdurchlässigen Spiegeln und Farbfiltern (blau, grün, rot), wodurch gleichzeitig drei Schwarzweißplatten belichtet werden konnten. Die erzeugten Negative wurden anschließend in Positive umgewandelt, eingefärbt und nach den Prinzipien der additiven Farbmischung kombiniert. So entstand ein korrektes Farbbild.


Bedeutung für die Fotografie

Mit diesem Verfahren legte Ducos du Hauron die Grundlage für spätere Farbtechniken. Aufgrund seiner Erkenntnisse gilt er als „Vater der Farbfotografie“. Sämtliche spätere Farbverfahren beruhen bis heute auf diesem Prinzip.


Während die Farbfotografie neue Möglichkeiten schuf, zeigte sich auch eine andere, dunklere Seite der Fotografie: ihre Fähigkeit, Realitäten zu manipulieren.



Frühe Bildfälschungen: Eugène Appert und die „Verbrechen der Kommune“


Der französische Fotograf Eugène Appert (1837–1908) ist bekannt für seine Fotomontagen aus dem Jahr 1871, die als „Verbrechen der Kommune“ bezeichnet werden. Diese Serie entstand nach der blutigen Niederschlagung der Pariser Kommune, die von März bis Mai 1871 bestand, und hatte das Ziel, die Bewegung und ihre Mitglieder in einem negativen Licht darzustellen.


Die Bilder sind jedoch keine realen Fotografien von tatsächlichen Ereignissen. Stattdessen ließ Appert Schauspieler in Kostümen vor fotografierten Schauplätzen posieren, um Szenen von Gewalt und Zerstörung nachzustellen. Diese Technik der frühen Bildmanipulation diente als politisches Werkzeug der Propaganda.


Bedeutung für die Fotografie:

Die Arbeiten von Eugène Appert sind frühe Beispiele für den Einsatz von Fotografie zur politischen Manipulation. Sie verdeutlichen eindrucksvoll, wie Bilder genutzt werden können, um gezielte Narrative zu schaffen und die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen.



Bilder in Bewegung: Edward Muybridge und die Geburt der Chronofotografie


Im Jahr 1872 beauftragte der kalifornische Unternehmer Leland Stanford den bekannten Fotografen Edward Muybridge mit einer Aufgabe: Er sollte untersuchen, ob bei einem galoppierenden Pferd alle vier Hufe gleichzeitig den Boden verlassen. Aufgrund der Geschwindigkeit war dies mit dem bloßen Auge nicht erkennbar. Muybridge nahm die Herausforderung an und tüftelte jahrelang an dem Experiment, um jede Tausendstelsekunde festhalten zu können.


Das Vorgehen

Er platzierte eine Reihe von Kameras in einem Abstand von nur 7,5 cm nebeneinander und löste diese mithilfe von Drähten aus, die das Pferd beim Vorbeigaloppieren durchbrach. Auf diese Weise konnte Muybridge jeden Moment des Galopps in Einzelbildern festhalten – eine recht einfache, aber effektive Technik.


Mit den aufgenommenen Bildern konnte Muybridge den Bewegungsablauf des Pferdes detailliert darstellen und es zeigte tatsächlich, dass alle vier Hufe in der Luft sind. Doch er ging noch einen Schritt weiter: Um die Bewegung für ein breiteres Publikum sichtbar zu machen, projizierte Muybridge die Einzelbilder mithilfe eines eigens entwickelten Geräts, dem Zoopraxiscope, in schneller Abfolge. So entstand die Illusion von Bewegung – der erste Schritt in Richtung des Kinos, wie wir es heute kennen.


Bedeutung für die Fotografie

Muybridges Fotoserie „The Attitudes of Animals in Motion“ wurde zu einem Meilenstein der Fotografiegeschichte und markierte einen Wendepunkt in der Darstellung von Bewegung. Durch seine präzisen Studien zur Bewegung von Tieren und Menschen legte er nicht nur die Grundlage für die Kinematografie, sondern beeinflusste auch Künstler und Wissenschaftler in verschiedensten Disziplinen.



Die Trockenplatte


Das Fotografieren mit dem nassen Kollodiumverfahren war eine Herausforderung: Fotografen mussten Glasplatten vor Ort mit Chemikalien beschichten und die Bilder sofort entwickeln. Das bedeutete, dass sie mit einer mobilen Dunkelkammer reisen mussten – ein logistisch und technisch äußerst aufwendiger Prozess.


Die Lösung: Richard Leach Maddox und die Trockenplatte

Erfinder suchten nach einer einfacheren Lösung. Die Lösung des englische Arzt Richard Leach Maddox im Jahr 1871 war die Beste: Er entwickelte Glasplatten, die mit einer Gelatine-Bromsilber-Lösung beschichtet waren. Diese Trockenplatten mussten nicht mehr unmittelbar vor oder nach der Aufnahme präpariert oder fixiert werden, sodass die mobilen Dunkelkammern nicht mehr benötigt wurden.


Das Gelatine-Trockenverfahren wurde in den folgenden Jahren optimiert. Eine der größten Verbesserungen war die Reduzierung der Belichtungszeit, wodurch Momentaufnahmen möglich wurden.  


Neue industrielle Möglichkeiten

In den 1880er Jahren begann die industrielle Produktion von Trockenplatten. Fotografen konnten nun fertig präparierte Platten kaufen, wodurch das aufwendige chemische Behandeln vollständig entfiel.  Dennoch blieben die Trockenplatten schwer und zerbrechlich, wodurch die Suche nach flexibleren und robusteren Bildträgern rasch an Bedeutung gewann.



Die erste Rollfilmkamera


Auch der amerikanische Hobbyfotograf und Unternehmer George Eastman stieg in den Markt ein und gründete eine Firma für den Vertrieb von Trockenplatten. Berühmt wurde er jedoch durch eine andere bahnbrechende Erfindung: die erste Rollfilmkamera.


Der Rollfilm

Bereits in den 1870er-Jahren begann die Suche nach Alternativen zu den schweren und unpraktischen Glasplatten. Eine bedeutende Innovation war die Einführung von Rollkassetten, die Negativpapier enthielten, zunächst beschichtet mit Kollodium und später mit einer Gelatineemulsion. Ein entscheidender Durchbruch gelang schließlich 1887 mit dem Rollfilm aus Zelluloid.


George Eastman löste sich von seiner ursprünglichen Geschäftsidee, den Trockenplatten, und konzentrierte sich stattdessen auf die Entwicklung des Rollfilms.


Die Kodak Nr. 1: Die erste Rollbildkamera

Im Jahr 1888 gründete er eine Firma mit dem Namen „Eastman Kodak Company". Ein Jahr später stellte er eine speziell für den Rollfilm entwickelte Kamera vor: die Kodak Nr. 1. Diese handliche Kamera konnte bis zu 100 Aufnahmen fassen und war einfach zu bedienen. Ein herausragender Vorteil war der einzigartige Service, den Kodak anbot: Nachdem der Film voll war, konnten Kunden die Kamera an das Unternehmen senden. Kodak übernahm die Entwicklung der Bilder, das Auffüllen des Films und schickte die Kamera einsatzbereit zurück.


Bedeutung für die Fotografie

Die Einführung des Rollfilms und der Rollfilmkamera brachte der Amateurfotografie einen erheblichen Aufschwung. Der mühsame Plattenwechsel entfiel, und die Entwicklung der Bilder konnte komfortabel ausgelagert werden.



Der Kinematograph


Mit der rasanten Entwicklung der Fotografie eröffnete der Rollfilm ein völlig neues Kapitel: die Entstehung des Films.


Bereits Edward Muybridge (siehe Blog „Meilensteine der Fotografiegeschichte, Teil 3“) unternahm erste Versuche, Bewegung mithilfe der Fotografie sichtbar zu machen. Später brachte Thomas Edison den Kinetographen hervor, ein Gerät, das Bilder in schneller Abfolge auf einen Rollfilm aufzeichnete. Ergänzt wurde diese Technik durch das Kinetoskop, mit dem die aufgenommenen Bilder hintereinander abgespielt werden konnten.


Allerdings war dieses System auf die Betrachtung durch einzelne Personen beschränkt und noch weit von der öffentlichen Vorführung eines Films entfernt.


Die Brüder Lumière: Der Durchbruch zum Kino

Den entscheidenden Schritt machten die Brüder Auguste und Louis Lumière, die als Söhne eines Fotoplattenherstellers mit der Technik der Fotografie vertraut waren. Im Jahr 1894 entwickelten sie den Kinematographen, ein Gerät, das gleichzeitig als Filmkamera und Projektor diente. Im Jahr 1895 ließen sie das Gerät patentieren.


Der Kinematograph funktionierte grob beschrieben wie folgt: Der unbelichtete Filmstreifen wurde im Kinematographen ruckartig bewegt, kurz belichtet und anschließend in einer Metallkassette zum Entwickeln aufgerollt. Um den Film vorzuführen, wurde der belichtete Filmstreifen an einer Lichtquelle vorbeibewegt, wodurch die bewegten Bilder auf eine Leinwand geworfen werden konnten.


Im Dezember 1895 präsentierten die Brüder Lumière ihre Filme erstmals öffentlich und legten den Grundstein für eine der bedeutendsten Kultur- und Unterhaltungsformen der modernen Zeit.







Weitere Informationen


Zum Unternehmen: www.picturemaxx.com  Kontaktaufnahme: marketing@picturemaxx.com








Quellen:

Louis Ducos du Hauron: Die Farbfotografie | Camera Museum

Eugène Appert und die „Verbrechen der Kommune“: Bildmanipulation: Falsche Fotos vor der Digital-Ära - DER SPIEGEL

Edward Muybridge und die Geburt der Chronofotografie: Foto-Pionier Muybridge: Hopp, hopp, hopp, Bildchen lauft Galopp! - DER SPIEGEL

Zuletzt aufgerufen am 06.12.2024


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