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Wie alles begann: Die Ursprünge der Fotografie – Teil 1

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Ein Foto ist heute schneller gemacht denn je – ein Klick auf dem Smartphone genügt, um den Moment festzuhalten. Doch die Geschichte der Fotografie ist das Ergebnis jahrhundertelanger Experimente und Innovationen. Von der Camera Obscura bis hin zu den ersten Handyfotos war es ein langer Weg voller Entdeckungen und technischer Meilensteine. In diesem Blogbeitrag tauchen wir in die Anfänge der Fotografiegeschichte ein und zeigen, wie sie die Grundlage für ein Medium gelegt hat, das heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist.


©stefanocarocci, Man taking photo with old camera, adobestock



Die Camera Obscura


Der Ursprung der Fotografie

Die Ursprünge der Fotografie lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. beschrieb Aristoteles ein faszinierendes Phänomen: Ein Lichtstrahl, der durch eine kleine Öffnung in einen dunklen Raum fällt, erzeugt ein auf dem Kopf stehendes, seitenverkehrtes Abbild der Außenwelt auf der gegenüberliegenden Wand.


Aristoteles beschrieb somit als Erster das Prinzip der Camera Obscura (lat. camera „Gewölbe“; obscura „dunkel“).



©mari2d, camera obscura in a realistic style. isolated objects, adobestock


Weiterentwicklung des Prinzips der Camera Obscura

Im 15. Jahrhundert untersuchte Leonardo da Vinci dieses Phänomen genauer und erkannte die Ähnlichkeit zwischen der Funktionsweise der Camera Obscura und dem menschlichen Auge.

Zu Beginn ihrer Entwicklung war die Camera Obscura eine begehbare Kammer. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurden schließlich kastenförmige Apparate konstruiert, die mit Linsen ausgestattet waren, um schärfere Bilder zu erzeugen. Später fügte man Spiegel hinzu, um die Darstellung umzudrehen.


Diese Verbesserungen machten die Camera Obscura zu einem beliebten Hilfsmittel für Künstler, die sie für detailreiche Zeichnungen und die korrekte Darstellung von Perspektiven nutzten.


Bedeutung für die Fotografie

Die Camera Obscura war ein technisches Wunder ihrer Zeit und spielte eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Fotografie. Sie trug wesentlich dazu bei, die Grundlagen von Licht und Optik zu verstehen, und ebnete in den folgenden Jahrhunderten den Weg von der bloßen Projektion von Bildern hin zur Möglichkeit, diese dauerhaft festzuhalten.



Entdeckung von lichtempfindlichen Chemikalien


Licht erzeugt chemische Reaktionen

Während die Camera Obscura die Funktionsweise von Licht und Bildprojektion offenbarte, war es die Entdeckung lichtempfindlicher chemischer Substanzen, die die den entscheidenden Schritt von der bloßen Projektion hin zur dauerhaften Fixierung von Bildern ermöglichte.


Eine der frühesten und bedeutendsten Entdeckungen stammt aus dem Jahr 1717. Johann Heinrich Schulze, ein deutscher Universalgelehrter, machte eine interessante Beobachtung: Silbernitrat, eine chemische Verbindung, verändert unter Sonneneinstrahlung seine Farbe. Diese einfache, aber tiefgreifende Erkenntnis bewies, dass Licht chemische Reaktionen hervorrufen kann.


Bedeutung für die Fotografie

Schulzes Experimente zeigten, dass Licht in der Lage ist, eine sichtbare Wirkung auf chemische Substanzen auszuüben. Seine Forschungen führten dazu, dass Wissenschaftler im 19. Jahrhundert intensiv mit lichtempfindlichen Substanzen experimentierten. Dies legte den Grundstein für die ersten fotografischen Verfahren, wie das erste Foto der Welt.



Erste Fotografie der Welt


Das erste Foto der Welt: „Point de vue du Gras“

Mit der Aufnahme „Point de vue du Gras“ gelang Joseph Nicéphore Niépce im Jahr 1826 das erste dauerhaft erhaltene Foto der Welt. Es zeigt den Blick aus seinem Arbeitszimmer auf den Innenhof seines Hauses im französischen Saint-Loup-de-Varennes.


Wie ist das Foto entstanden?

Niépce nutzte eine Camera Obscura und eine beschichtete Zinnplatte, bestrichen mit lichtempfindlichem Bitumen, das unter Sonneneinstrahlung aushärtete.

Die Belichtung dauerte mehrere Stunden da das Bitumen nur sehr langsam auf Licht reagierte. Nach der Belichtung wusch Niépce die Platte mit einer Lavendelöl-Petroleum-Mischung, um die nicht ausgehärteten Stellen zu entfernen. Das Ergebnis war das erste dauerhaft erhaltene Bild – ein Meilenstein in der Geschichte der Fotografie.


Bedeutung für die Fotografie

Mit „Point de vue du Gras“ bewies Niépce, dass es möglich ist, Lichtbilder dauerhaft festzuhalten. Spätere Verfahren Fotografie bauten auf seinen Experimenten auf und ermöglichten kürzere Belichtungszeiten sowie detailreichere Aufnahmen.



Das erste Foto in Deutschland


Hintergrund der Entdeckung


Die erste Fotografie der Welt wurde in Frankreich aufgenommen, doch wann entstand die erste Fotografie in Deutschland? Bislang gingen Forscher davon aus, dass die ersten fotografischen Aufnahmen im Jahr 1839 gemacht wurden.


Neue Forschungen des Deutschen Museums in München belegen, dass das älteste bekannte Foto Deutschlands bereits im März 1837 entstanden ist.


Das Foto zeigt die Münchner Frauenkirche und wurde von Franz von Kobell, einem Mineralogen und frühen Fotopionier, auf einem Salzpapier-Negativ festgehalten. Das Bild lag über Jahrzehnte unentdeckt im Archiv des Deutschen Museums, bis die Wissenschaftlerin Cornelia Kemp es bei Recherchen für ihr Buch wiederentdeckte. Eine von Kobell handschriftlich auf der Rückseite vermerkte Datierung bestätigte das Entstehungsjahr.

Bis dahin galten die Fotografien von Kobell und Carl August von Steinheil aus dem Jahr 1839 – dem Jahr, in dem die Daguerreotypie in Paris öffentlich vorgestellt wurde – als die frühesten deutschen Aufnahmen. Es gab zuvor keine Hinweise darauf, dass Kobell bereits zwei Jahre zuvor fotografische Experimente unternommen hatte. Seine Rolle in der Geschichte der Fotografie wurde lange Zeit unterschätzt.



Repro: Deutsches Museum


Bedeutung für die Fotografie

Die Entdeckung der Fotografie aus dem Jahr 1837 hat die Geschichte der Fotografie in Deutschland nachhaltig verändert. Sie zeigt, dass deutsche Wissenschaftler schon früh unabhängig von internationalen Entwicklungen mit fotografischen Verfahren experimentierten.


Das verwendete Salzpapier hatte jedoch technische Einschränkungen: Es war zu dick, um Abzüge oder Positive herzustellen, weshalb das Bild nur als Negativ existierte. Erst durch moderne Digitalisierung war es möglich, Positive der Aufnahme zu erzeugen, die eine bemerkenswerte Detailgenauigkeit offenbaren – sogar die Zifferblätter der Turmuhren der Frauenkirche sind erkennbar.



Die Daguerreotypie: Der Beginn der modernen Fotografie


Der Beginn der Fotografie

Die 1839 von Louis Daguerre eingeführte Daguerreotypie markiert einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der Fotografie und ebnete erstmals den Weg für ihre kommerzielle Nutzung.

Es handelt sich um eine Zeichnung von Louis Daguerre, den Erfinder der Daguerreotypie.

©acromegame, Louis Daguerre, French artist and photographer,XIX century, adobestock


Wie funktionierte die Daguerreotypie?

Die Technik der Daguerreotypie beruhte auf der Verwendung einer versilberten Kupferplatte, die durch eine Behandlung mit Joddampf lichtempfindlich gemacht wurde. Nach der Belichtung in einer speziell angefertigten Kamera wurde das Bild mit Quecksilberdampf entwickelt und anschließend fixiert. Das Ergebnis waren detailreiche und scharfe Bilder. Jedes Bild war ein Unikat, da das Verfahren keine Vervielfältigung erlaubte.


Bedeutung für die Fotografie

Die Daguerreotypie war ein Durchbruch, da sie den Zugang zur Fotografie erstmals über wissenschaftliche Zecke hinaus erweiterte. Auch wenn das Verfahren aufgrund seiner Einschränkungen – wie der fehlenden Reproduzierbarkeit – nach einigen Jahren von neueren Techniken abgelöst wurde, bleibt es als Wegbereiter der modernen Fotografie in der Geschichte fest verankert.



Die Kalotypie


Die Kalotypie, auch bekannt als Talbotypie, zählt zu den bedeutendsten Erfindungen der frühen Fotografiegeschichte. Sie baute auf den Prinzipien der Salzpapierfotografie auf und führte einen entscheidenden Fortschritt gegenüber der Daguerreotypie ein: die Reproduzierbarkeit von Bildern. Entwickelt wurde das Verfahren von William Henry Fox Talbot, der es 1841 patentieren ließ.


Fotografie von William Henry Fox, den Erfinder der Kalotypie. Er sitzt an einem Tisch. Neben ihm ist eine Kamera zu sehen.

©Juulijs, William Henry Fox Talbot, by John Moffat, 1864, adobestock


Die Entstehung der Kalotypie

Die Salzpapierfotografie war die Grundlage für Talbots Verfahren. Schon in den 1830er Jahren experimentierte er mit lichtempfindlichen Papierbeschichtungen. Für die Kalotypie nutzte er ein mit Silberchlorid beschichtetes Papier, das nach der Belichtung ein Negativbild erzeugte. Dieses wurde chemisch entwickelt und fixiert, wodurch es dauerhaft lichtbeständig wurde. Das Negativ konnte anschließend per Kontaktkopie auf weiteres lichtempfindliches Papier übertragen werden, um Positivbilder herzustellen.


Schwierigkeiten und Weiterentwicklungen

Trotz ihrer Innovationen war die Kalotypie nicht frei von Problemen. Die Papierstruktur des Negativs führte häufig zu Unschärfen und Detailverlusten. Auch die chemischen Prozesse waren zeitintensiv und erforderten präzise Arbeit.


Bedeutung für die Fotografie

Die Kalotypie war die erste Methode, mit der Bilder reproduzierbar wurden – ein Durchbruch, der die Fotografie nachhaltig prägte. Obwohl sie später von technisch weiterentwickelten Verfahren ersetzt wurde, bleibt ihr Einfluss auf die fotografische Praxis und Geschichte unbestritten.



William Henry Fox Talbot und die erste Blitzlichtaufnahme


William Henry Fox Talbot, der die oben beschriebene Kalotypie erfunden hat, präsentierte im Sommer 1851 im Londoner Royal Institute ein Experiment, das neue Möglichkeiten in der Fotografie eröffnete: Die erste Blitzlichtaufnahme. 


Das Experiment

Talbot befestigte ein Zeitungsblatt auf einer Drehscheibe, die sich während der Aufnahme in Bewegung befand. Für die Belichtung nutzte er eine elektrische Funkenentladung, die einen äußerst kurzen, aber intensiven Lichtblitz erzeugte, der die Szene kurzzeitig erhellte. Während dieses Moments entstand eine Fotografie mit einem überraschenden Ergebnis: Trotz der Bewegung der Drehscheibe wurde die Zeitungsseite detailreich abgebildet.


Bedeutung für die Fotografie

Dieses Experiment verdeutlichte das Potenzial einer präzisen gesteuerten Lichtquelle. Es zeigte, dass selbst schnelle Bewegungen fotografisch „eingefroren“ werden können und dass klare Aufnahmen auch bei schwierigen Lichtverhältnissen möglich sind. Talbots Technik war nicht nur ein beeindruckender technischer Fortschritt, sondern legte den Grundstein für die spätere Entwicklung der Blitzlichtfotografie.



Das nasse Kollodiumverfahren


Das nasse Kollodiumverfahren wurde 1851 von Frederick Scott Archer entwickelt und stellte einen Meilenstein in der Geschichte der Fotografie dar. Im Vergleich zu Techniken wie der Daguerreotypie oder der Kalotypie bot das Verfahren eine deutlich bessere Bildqualität. Erstmals war es möglich, Glasnegative herzustellen, die als Bildträger stabiler und präziser waren als Papier.


Das Verfahren

Das Verfahren war technisch anspruchsvoll: Eine Glasplatte wurde zunächst mit einer lichtempfindlichen Kollodiumemulsion beschichtet. Diese Platte musste im feuchten Zustand belichtet und unmittelbar danach entwickelt werden. Das daraus resultierende Negativ erlaubte die Anfertigung beliebig vieler Abzüge auf Papier. Da die Glasplatten während des gesamten Prozesses feucht bleiben mussten, waren Fotografen auf mobile Dunkelkammern angewiesen.


Bedeutung für die Fotografie

Das nasse Kollodiumverfahren löste in den 1860er Jahren die Daguerreotypie und Kalotypie weitgehend ab und etablierte sich als Standard in der Fotografie. Dank seiner herausragenden Bildqualität blieb es bis in die 1880er Jahre die bevorzugte Technik. Im nächsten Teil erfährst du, welches Verfahren anschließend die Fotografie prägte.






Weitere Informationen


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Quellen:

Camera Obscura: Die Camera obscura. (2012): Teil 2/10: Die Camera obscura | Städel Stories


Zuletzt abgerufen: 29.11.2024

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