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Wenn es kribbelt, ist es gut

Updated: Aug 5, 2022

Die Illustratorin Ti Fong malt nicht nur Schmetterlinge. Sie hat sie bei ihrer Arbeit auch im Bauch. Wie die 36-Jährige zu ihrer Leidenschaft fand und was sie inspiriert.

TiFong mit Leinwand im Garten
© Ti Fong

Blumig und zugleich cool. Impulsiv und ebenso effizient. Verträumt und zugleich stark. Für Stefanie Jung alias Ti Fong sind das keine Gegensätze. Die Kölner Illustratorin vereint all diese Eigenschaften in ihrer Arbeit und als Mensch. In ihrem Portfolio finden sich detailreich schraffierte Großstadtszenen und filigrane Bleistiftporträts. Aber auch leuchtend farbige Acrylbilder von selbstbewusster Weiblichkeit und starken Frauenfiguren. Und immer wieder spielt die Natur eine große Rolle. In Aquarellfarben illustriert sie Kirschen, Ginkgoblätter, Blaumeisen, Waschbären, Fuchs und Steinkauz. Nicht von ungefähr.



TiFong Illustration Frau mit Walen
© Ti Fong

Ihre Vorbilder: Mucha, Dalí – und Opa


„Eigentlich komme ich aus dem Wald“ – genau so sagt es Ti Fong im Gespräch. „Tief aus dem Hunsrück.“ Um das Haus der Eltern zweieinhalb Kilometer weit nur Buchen, Kiefern, Eichhörnchen, Hasen und Vögel. Eine Welt, die sie immer schon begeistert hat. Genau wie die Bilder ihres Großvaters, die noch heute an allen Wänden hängen. Er war Künstler und Illustrator in Frankfurt. „Mein großes Idol. Auf Fotos sah ich ihn Akte malen – er an der Staffelei, vor ihm ein Model. Ich war fasziniert von seiner Kunst und sagte mir: ‚Das will ich auch können‘“. Damals spürte sie es zum ersten Mal: das Bauchkribbeln beim Anblick von Pinsel, Farbe und Leinwand.


Und Ti Fong wollte es wieder spüren. In der Jugend malte sie Landschaften, eiferte dem tschechischen Plakatkünstler Alfons Mucha und dem spanischen Surrealisten Salvador Dalí nach. In ihrer Grafik- und Designausbildung und bei Agenturjobs in Köln lernte sie Storyboarding, Vektorgrafiken, Animationen. Sie gab sich den Künstlernamen Ti Fong und entdeckte ihren eigenen Stil: moderner Realismus mit Herz und Haltung.


„Jedes Bild ist eine kleine Challenge, an der man wächst und sich entwickelt. Es ist erfüllend, wenn man sie meistert.“

TiFong Illustration Peace Blumenkrank Arm in Arm
© Ti Fong

Ihre Illustrationen entstehen zu Hause in ihrer Wohnung in der Kölner Neustadt-Süd. Mit Aquarell-, Acryl- und Ölfarben malt sie ihre Bilder, die sie digital weiterbearbeitet. Mal geht es ganz schnell, in einem Rutsch. Mal sitzt sie bis drei Uhr nachts vor der Leinwand und am Grafiktablet. „Es erfüllt mich, allein mit meiner Vorstellungskraft und einem Stift oder etwas Farbe Ideen zum Ausdruck zu bringen. Privat male ich am liebsten Themen, die mich emotional bewegen.“ Mitmenschlichkeit, Umweltbewusstsein, Diskriminierung und Rassismus etwa. Daher auch die vielen Frauen in ihren Bildern: „Ich möchte die weibliche Stärke zeigen, das Selbstbewusstsein – im Kontrast zur Diskriminierung, die Frauen oftmals noch erfahren.“


Frei sein ist ihr Weg


Ihre künstlerische Stimme nutzen und zugleich die Schönheit der Welt einfangen – das ist typisch Ti Fong. Vertreten von der Münchner Bildagentur dieKleinert, arbeitet sie freiberuflich. Der richtige Weg? „Unbedingt! Ich mag es, verschiedene Kunden und abwechslungsreiche Projekte zu haben. Jedes fordert mich auf eine andere Art, bringt mich weiter.“ Und das Bauchkribbeln? „Das ist immer noch da. Ich bekomme es schon, wenn ich ein Geschäft für Künstlerbedarf betrete – ein Gefühl, als wäre ich verliebt. Es lässt mich wissen, dass ich meine Leidenschaft gefunden habe.“ Ti Fong hat sie zu ihrem Beruf gemacht.


PS: Die privaten Arbeiten von Stefanie Jung gibt es hier unter ihrem zweiten Pseudonym What The Fox Design zu sehen.



Autorin: Anne Salbach

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